Wenn die Sonne hinter den Brenta-Dolomiten und den Maddalene versinkt, hüllt sich das Nonstal in warmes Licht und Stille. Es ist der Moment des Tages, an dem sich die Landschaft verwandelt: die Berge zeigen Farben, die tagsüber verborgen bleiben, Kirchtürme heben sich scharf vom Himmel ab, und selbst die Luft scheint langsamer zu werden.
Wer Sonnenuntergänge liebt, findet hier Aussichtspunkte, die nicht nur schön sind, sondern auch ein Stück Talgeschichte erzählen. Orte, an denen man innehält, die Gedanken loslässt und nicht nur mit einem Foto, sondern mit einer bleibenden Erinnerung nach Hause zurückkehrt.
Burg Altaguardia
Foto von Luigi Sandri
Der Aufstieg zur Burg Altaguardia bedeutet, in einen stillen Dialog mit Geschichte und Himmel einzutreten. Auf 1.074 Metern wachen ihre mittelalterlichen Türme seit Jahrhunderten über den Kamm, und wenn die Sonne sinkt, färben sie sich in ein warmes Rot, als würden sie das Licht des Sonnenuntergangs aufsaugen.
Von hier oben ist die Aussicht weit und eindrucksvoll: das Tal liegt unter einem, der Santa-Giustina-See glitzert zwischen Obstwiesen, und die Berge leuchten rosa. Oft trägt der Wind den Duft des Waldes und den fernen Klang einer Abendglocke herbei. Wer kann, nimmt eine Decke mit, um sich niederzulassen, und vielleicht eine Thermoskanne Tee, um die letzten Lichter des Tages zu genießen.
Der Weg beginnt am Parkplatz bei Baselga und folgt dem SAT-Steig 440: etwa 45 Minuten Gehzeit, 250 Höhenmeter, auf einem breiten und gut markierten Pfad. Am Ziel gibt es einen Picknickbereich und Informationstafeln über die Geschichte der Burg.
Corno di Tres
Foto von Luca Giuliani
Die Wanderung zum Corno di Tres gehört zu den beliebtesten Touren der Einheimischen. Der Weg schlängelt sich durch lichte Wälder und offene Passagen, in einem angenehmen Auf und Ab, das immer neue Ausblicke auf das Tal eröffnet. Je höher man steigt, desto weiter wird der Blick: im Norden die Maddalene, im Süden die mächtigen Brenta-Dolomiten, die im Abendlicht golden schimmern.
Oben, auf 1.812 Metern, steht man auf einem natürlichen Balkon zwischen zwei Welten: dem Nonstal auf der einen, dem Etschtal auf der anderen Seite. Im Sommer begleiten der Duft der Bergblumen und hohes Gras im Wind das Warten auf den schönsten Moment: die Sonne, die langsam hinter den Bergen verschwindet und den Himmel in Rosa, Orange und Violett taucht.
Empfehlenswert ist der Start beim Rifugio Predaia (1.400 m). Der Weg zur Spitze ist ca. 4,5 km lang, mit 400 Höhenmetern und etwa 1,5 Stunden Gehzeit. Der Rückweg erfolgt auf demselben Pfad.
Die Tour ist mittelschwer und auch für weniger erfahrene Wanderer geeignet, die an Bergwege gewöhnt sind. Wasser, eine Stirnlampe für den Rückweg und eine Jacke nicht vergessen: oben fällt die Temperatur nach Sonnenuntergang rasch.
Die Pradiei und „Al Dos“ in Romeno
Foto von Luigi Cristoforetti
Die Pradiei sind kein klassischer Aussichtspunkt in der Höhe, sondern ein weites grünes Hochplateau im oberen Nonstal – scheinbar endlose Wiesen, wo der Blick frei schweift: auf der einen Seite die Adamello-Brenta-Gruppe, auf der anderen die Maddalene, dazwischen kleine Dörfer, die die Hochebene säumen.
Bei Sonnenuntergang verwandeln sich diese Wiesen in ein goldenes Meer. Die tief stehende Sonne legt sich auf das Gras, und der Himmel färbt sich von zartem Rosa bis zu kräftigem Orange. Die Luft riecht nach Heu und Holz, und nur das Rascheln des Windes durchbricht die Stille.
Die Pradiei erstrecken sich über rund 25 km, von Romeno bis Fondo, über Cavareno, Sarnonico und das kleine Dorf Seio. Man kann sie zu Fuß oder mit dem Rad entlang des Radwegs der Oberen Nonstalebene durchqueren, der zu jeder Jahreszeit beeindruckende Ausblicke bietet.
Unser Lieblingsplatz für den Sonnenuntergang ist Al Dos, gleich außerhalb von Romeno entlang des Pradiei-Weges. Ein kleiner grüner Hügel neben dem Spielplatz des Dorfes: von hier öffnet sich der Blick weit über Wiesen und Häuser, eingerahmt von den Bergen am Horizont. Einfach zu erreichen, auch mit Kindern, und perfekt, um auf einer Bank oder Decke den Abend zu verbringen.
Im Nonstal ist der Sonnenuntergang nicht nur eine Tageszeit: er ist eine Einladung, stehen zu bleiben und zu schauen. Ob Burg, Almwiese oder weites Plateau – überall taucht die untergehende Sonne die Landschaft in neue Farben und enthüllt Details, die am Tag verborgen bleiben.
Eine Jacke über die Schultern, etwas Zeit auch nach Sonnenuntergang und vielleicht die Lust wiederzukehren: jeden Abend ist das Schauspiel anders – und nie dasselbe!